Schon eine Weile war ich als Gründer von Fiebinger, Polak und Partner nicht mehr wirklich glücklich und zufrieden in meiner Tätigkeit – obwohl ich als Anwalt und wir als Kanzlei alle klassischen Parameter erfüllt hatten. Große Causen und Schiedsverfahren, bedeutende Mandanten aus vielen Branchen, internationale Anerkennung, ein wachsender Stab: Unbestritten Erfolge, aber jeder dieser Schritte bedeutete auch zunehmend Verpflichtungen, Rücksichten, die Konzentration auf immer weniger beschneidet die Vielfalt unseres Berufs, die Bewegungen wurden zeitlupenhaft.
Ich hab zunehmend meine Neugier und Beweglichkeit vermisst, die Unmittelbarkeit und Spontaneität der persönlichen Begegnung. In jeder Entscheidung die Tiefe der Struktur, das Gewicht der Causen, die enormen Anforderungen der Hochleistungsmaschine Kanzlei mitzudenken, hat mich in den letzten Jahren immer weiter davon entfernt, warum ich eigentlich Anwalt geworden bin.
Das Jahr 2020 und die Corona-Pandemie haben auch für mich einen tiefen Einschnitt bedeutet, aber auch genau die Ruhe für eine Neubesinnung, die ich im Druck der täglichen Routine nie gefunden hatte. Ein plötzliches, erzwungenes Innehalten, die Erkenntnis der nicht für möglich gehaltenen Fragilität unserer Lebensmodelle wie in einem Brennglas.
So ist die Entscheidung in wenigen Monaten gereift, die ich schon länger mit mir herumgetragen hatte: nicht mehr als Organisator von Großcausen, sondern wieder als Einzelanwalt zu arbeiten – unabhängig, ganzheitlich, reaktionsschnell, in großer Nähe zu den Menschen und in der ganzen Bandbreite der rechtlichen Herausforderungen, so wie am Beginn meiner Karriere.
Heute aber verbinde ich diese neue Unabhängigkeit mit meiner Erfahrung aus 40 Jahren, ich bin, wie man so sagt, mit allen Wassern gewaschen und kenne meist auch die andere Seite – erst dadurch wird die Analyse vollständig, das Bild komplett. Und ich kann jederzeit auf ein Netzwerk von Mitstreiter:Innen zurückgreifen, mit denen (und immer mal wieder auch gegen die) ich manchen Strauß gefochten habe, wenn es eine ganz spezielle Kompetenz braucht.
Ich habe mir fünf - nennen wir es: Produkte - überlegt, fünf Rollen, fünf Felder unseres Berufes, die ich am liebsten habe, die mir am meisten gefehlt haben, von denen ich nach 40 Jahren sagen kann, dass ich sie beherrsche, und die die Essenz dessen bilden, was ich als Anwalt bin: Begleiter, Schutzschild, Berater und Troubleshooter.
Das bin ich aber nicht nur als Anwalt, sondern in erster Linie als Mensch. Und deshalb bin ich ab jetzt einfach Der Fiebinger.
Rudolf Fiebinger Rechtsanwalts GmbH
Dr. Rudolf Fiebinger
Lautensackgasse 14
A-1140 Wien